Künstliche Intelligenz in der Arzt-Praxis – Pro und Contra

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Wie kann KI in der Arzt-Praxis unterstützen

Künstliche Intelligenz (KI) kann Ärztinnen, Ärzte und ihre Teams in ihren Praxen auf vielfältige Weise entlasten und unterstützen – sowohl medizinisch als auch organisatorisch.

Das sind konkrete Anwendungsbereiche:

1. Diagnostische Unterstützung

  • Bildgebung: KI-gestützte Analyse von bildgebenden Techniken wie Röntgen-, MRT- oder CT-Bildern wie z. B. die Erkennung von Tumoren, Frakturen, Lungenentzündungen etc.
  • Hautveränderungen: Künstliche Intelligenz kann Fotos von Hautveränderungen analysieren und Hautkrebs erkennen.
  • EKG-Analyse: KI kann zum Beispiel Herzrhythmusstörungen frühzeitig identifizieren.

2. Dokumentation und Bürokratie-Abbau

  • Spracherkennung: Automatisches Diktieren und Transkribieren von Arztbriefen, Befunden oder Anamnesen. Die Qualität ist dabei wesentlich besser. Zusätzlich sind verschiedenste Ausgabeformate denkbar.
  • Formular-Management: Automatisches Ausfüllen von Formularen und Attesten auf Basis der Patientendaten.
  • Abrechnung & Kodierung: Unterstützung bei der richtigen Kodierung nach GOÄ/EBM/ICD zur Vermeidung von Fehlern und Rückfragen.

3. Workflow-Optimierung

  • Terminplanung: KI kann Termine effizient vergeben, Wartezeiten reduzieren und Patienten besser einplanen (z. B. durch No-Show-Prognosen).
  • Triage & Ersteinschätzung: Digitale Assistenten oder Chatbots fragen vorab Symptome ab und priorisieren. Das spart Zeit. Siehe weiter unten „Wichtig: Was KI (noch) nicht kann …“

4. Entscheidungs-Unterstützung

  • Therapie-Empfehlungen: Auf Basis von Leitlinien, Patientendaten und Forschungsergebnissen gibt KI evidenzbasierte Vorschläge.
  • Medikamenten-Check: Warnungen bei möglichen Wechselwirkungen oder Überdosierungen.

5. Kommunikation mit Patienten

  • Chatbots: Beantworten Standardfragen wie z. B. zu Öffnungszeiten, Terminen oder Rezeptwünschen.
  • Übersetzung: KI-gestützte Dolmetscher helfen bei Sprachbarrieren, begrenzen dadurch zum Beispiel Missverständnisse.
  • Patientenaufklärung: Generierung verständlicher Texte zu Diagnosen oder Therapien, in entweder vereinfachter Sprache oder Fremdsprachen.

Wichtig: Was KI (noch) nicht kann

  • Empathie, komplexe ethische Entscheidungen und das ganzheitliche Arzt-Patienten-Gespräch ersetzt KI nicht.
  • Die Ärztliche Verantwortung bleibt immer beim Menschen.
  • KI darf nie den menschlichen Aspekt, den Arzt, ersetzen. Als unterstützendes Werkzeug aber ist KI von unschätzbarem Wert und wird es in Zukunft immer mehr sein.

Künstliche Intelligenz (KI) kann enorme Vorteile für Arztpraxen bieten. Es gibt aber wichtige Vorsichtsmomente, bei denen der Einsatz von KI kritisch betrachtet werden sollte. Das sind einige Bereiche, bei denen Vorsicht geboten ist:

1. Diagnostische Verantwortung

  • Unzuverlässigkeit und Fehleranfälligkeit: KI-Systeme zur Diagnostik (z. B. in der Radiologie, Dermatologie oder bei der Analyse von Laborwerten) sind zwar hilfreich, aber noch nicht perfekt. Sie können Fehler machen, die vom Arzt nicht sofort bemerkt werden. Insbesondere dann, wenn er die KI als „unfehlbar“ einstuft.
  • Falsche Diagnosen oder Übersehen von wichtigen Befunden: Ein KI-System könnte möglicherweise eine kritische Diagnose übersehen, was zu gefährlichen Verzögerungen bei der Behandlung führen könnte.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Sie als Arzt haben immer das letzte Wort und prüfen die KI-Ergebnisse kritisch.
    • KI soll Ihnen als Hilfsmittel dienen und nicht als alleinige Entscheidungsinstanz genutzt werden.

2. Datenschutz und Sicherheit

  • Verletzung der Patientendaten: KI-Systeme erfordern eine große Menge an Patientendaten, die möglicherweise auf externen Servern verarbeitet werden (z. B. Cloud-Dienste). Das birgt Risiken in Bezug auf Datenlecks oder Hacker-Angriffe.
  • Anonymisierung und Verschlüsselung: Viele KI-Anwendungen müssen sicherstellen, dass personenbezogene Gesundheitsdaten korrekt anonymisiert und verschlüsselt werden. Nur so wird der Datenschutz gewährleistet.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Achten Sie darauf, dass KI-Systeme den strengen Datenschutzanforderungen (z. B. DSGVO) entsprechen.
    • Wählen Sie nur Anbieter mit transparenten Sicherheitsstandards und einer dokumentierten Verschlüsselung der Daten.

3. Bias und Diskriminierung

  • Verzerrte Daten: KI-Algorithmen basieren auf Trainingsdaten. Wenn diese Daten bestimmte Patientengruppen (z. B. bestimmte Ethnien, Geschlechter oder Altersgruppen) nicht ausreichend repräsentieren, können Fehlerquellen entstehen. Die können bis zu diskriminierenden Ergebnissen führen.
  • Ungerechtfertigte Unterschiede in der Diagnostik: Ein KI-Tool, das mit einer unausgewogenen Datengrundlage trainiert wurde, könnte zu Fehldiagnosen oder Verzögerungen bei der Behandlung führen.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Stellen Sie sicher, dass die KI auf vielfältigen und ausgewogenen Datensätzen trainiert wurde.
    • Führen Sie eine regelmäßige Überprüfung auf Bias und ethische Verzerrungen der KI-Modelle durch.

4. Abhängigkeit von Technologie

  • Verlust kritischer Fähigkeiten: Ärzte könnten versucht sein sich zu stark auf KI-gestützte Entscheidungen zu verlassen. Das könnte dann einem Verlust von eigenen diagnostischen und klinischen Fähigkeiten führen.
  • Systemausfälle oder Fehlfunktionen: Bei einem Ausfall oder einer Fehlfunktion des KI-Systems könnten Fehler entstehen. Unter Umständen werden diese nicht sofort erkannt.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Stellen Sie Kritisches Denken und klinische Erfahrung immer vor die KI-Nutzung.
    • Setzen Sie sich mit der Fehlerwahrscheinlichkeit eines KI-Systems auseinander. Seien Sie auf einen Ausfall vorbereitet.

5. Fehlende Haftung und rechtliche Unsicherheiten

  • Unklare Haftungsfragen: Wenn ein KI-System zu einer Fehlbehandlung führt, stellt sich die Frage, wer haftet. Ist es der Arzt, der die Entscheidung getroffen hat, oder der Hersteller der KI-Software?
  • Vertrags- und Lizenzfragen: Der Einsatz von KI-Software kann zu rechtlichen Unsicherheiten führen. Dies tritt insbesondere dann ein, wenn der Softwareanbieter keine klaren Haftungsbedingungen bietet.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Treffen Sie vor der Nutzung klare Haftungsvereinbarungen mit den Softwareanbietern.
    • Holen Sie Rechtliche Beratung ein, um sicherzustellen, dass alle Haftungsfragen abgeklärt sind.

6. Mangelnde Transparenz (Black Box)

  • Intransparente Entscheidungsprozesse: Viele KI-Systeme, insbesondere Deep Learning Modelle, sind sogenannte “Black Boxes”. Diese geben keine klare Erklärung darüber, wie sie zu ihren Entscheidungen kommen. Das ist problematisch, wenn der Arzt die Entscheidung nachvollziehen oder erklären muss.
  • Vertrauen: Bei komplexen oder gravierenden Diagnosen könnte ein System, das seine Gründe nicht verständlich darlegt, zu Vertrauensverlust beim Patienten führen.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Wählen Sie KI-Systeme mit einer erklärbaren KI (Explainable AI, XAI), bei denen die Entscheidungswege nachvollziehbar sind.
    • Der Arzt sollte in der Lage sein, die KI-Entscheidungen zu hinterfragen und im Fall von Unsicherheiten eine zweite Meinung einzuholen.

7. Mangelnde Interdisziplinarität und ärztliche Expertise

  • Fehlende Integration in den Klinik-Alltag: KI-Systeme, die nicht nahtlos in den Arbeitsablauf einer Praxis integriert sind, können Fehlinterpretationen und Verzögerungen verursachen.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: KI könnte die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen stören. Das passiert, wenn sie nicht in den gesamten Entscheidungsprozess eingebunden wird.

Vorsichtsmaßnahmen:

    • Stellen Sie sicher, dass KI-Systeme eng mit dem gesamten Praxis oder Klinik-Management zusammenarbeiten.
    • Bieten Sie Ihrem Team regelmäßige Schulungen zur effektiven Nutzung der KI-Technologie.

Zusammenfassung:

Obwohl KI enorme Potenziale bietet, gibt es klare Vorsichtsmomente, in denen der Mensch immer noch die Kontrolle behalten muss:

  • Diagnosefehler vermeiden
  • Datenschutz wahren
  • Bias und Diskriminierung kontrollieren
  • Rechtliche Haftung klären
  • Transparenz und Nachvollziehbarkeit sicherstellen

KI sollte als Werkzeug und nicht als Ersatz für die ärztliche Expertise betrachtet werden. Der Arzt bleibt immer der entscheidende Akteur, der die endgültige Verantwortung für die Behandlung und Entscheidung trägt.

Sollte Sie Fragen bezüglich künstlicher Intelligenz (KI) haben, stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Sie können uns per Mail kontaktieren oder unter 07325 9688599 anrufen.